Auf dem Brandenburger Jakobsweg

Jakobusweg
Paulo Coelho ist ihn gegangen, Shirley McLain und nicht zuletzt Hape Kerkeling: den Jakobsweg. Über Ländergrenzen hinweg gilt der über 1000 Jahre alte Pilgerweg nach Santiago de Compostela im Nordwesten Spaniens als verbindendes Symbol. Im Mittelalter bedeckte das Jakobswegenetz spinnwebartig viele Teile des katholischen Europas. Seit den 1990er Jahren hat diese Tradition neuen Aufschwung erhalten. In ganz Europa werden große Teile des mittelalterlichen Wegenetzes wieder erschlossen und als moderne Pilger- und Wanderrouten bekannt gemacht.

Am 4. Juli 2007 wurde die Strecke des Jakobsweges in Ostbrandenburg mit einer geführten Wanderung von Frankfurt nach Berlin feierlich begangen. Außerdem wurde am Kaiserportal der Marienkirche eine Tafel aufgestellt. Mit der 4-tägigen geführten Wanderung wurden die historischen Routen des Jakobusweges zum ersten Mal öffentlich abgelaufen. Mitwanderer auf den Tagesetappen (20-25 km) waren herzlich willkommen.

Aus diesem Grund entschlossen wir uns (Pilgersebi und ich), am Wochenende die Schlussetappe der Nordroute als die Gebrüder Pillgrimm zu begleiten und mit unserem Dadaismus zur Wahrheitsfindung innerhalb der Gruppe beizutragen. Die Strecke führte uns von Rehfelde über Strausberg und Werneuchen nach Bernau, wo ich einst geboren wurde.

Mit der Heidekrautbahn trafen wir auf dem Bahnhof Rehfelde ein und erwarteten die uns unbekannte Gruppe. Unter der Führung von Laura Stern, Studentin der Europa-Universität Viadrina, waren vor allem ältere Menschen unterwegs, zumeist aus religiösen Gründen. Einige waren bereits in Santiago gewesen und wollten dieses Pilgererlebnis vor der brandenburgischen Haustüre wiedererleben.

Es wäre müßig und ermüdend, die Erlebnisse der beiden Tage nachzuerzählen, darum beschränke ich mich hier auf das WUNDER VON KLOSTERDORF. Es geschah gleich an unserem ersten Tag, (dem 07.07.07 – ein Omen!), als unsere Gruppe bei ÖkoLEA zu Gast war und mit leckerem Drachenbrot und original märkischen Spaghettis versorgt wurde. Die Menschen dort leben in einer ökologisch ausgerichteten Kommune und teilen dabei nicht nur ihre Erlebnisse.

Pilgersebi entdeckte an einer Scheunentür eine Dartscheibe und schnappte sich sogleich die Pfeile. Dabei wurde er von einer Einwohnerin in ein Gespräch verwickelt, in dessen Verlauf er versuchte, die Frau zum Mitpilgern zu überreden. Die Frau gab sich interessiert, verwies jedoch auf die vielen weltlichen Dinge, die sie noch zu tätigen habe. "Wer tut meine Arbeit, wer versorgt meine Kinder? wehklagte sie. Pilgersebi, dieser Menschenfischer, wollte der Frau die Entscheidung abnehmen und diese Gott überantworten. Wenn er mit dem einen Pfeil in seiner Hand genau in die Mitte der Dartscheibe treffen würde, solle die Frau mitkommen. Sie nickte Zustimmung und Pilgersebi warf ohne Erwärmung aus fünf Metern Entfernung direkt in das 1 x 1 Zentimeter große Feld: Bulls Eye! Gott hatte gesprochen. Auch wenn die Frau letztendlich zurückblieb, so musste sie doch ihr bisheriges Leben überdenken und wird wohl jedem Vorbeireisenden von dem Klosterdorfer Wunder erzählen. Und ich kann sagen, ich bin dabeigewesen.

Wer auch mal will, hier die Route:
PillgramJacobsdorf – Sieversdorf – Alt-Madlitzer Mühle – Falkenhagen – Arensdorf – Haselfelde – Heinersdorf – TempelbergMöncheberg – Schlagenthin – Hoppegarten – Werder – Rehfelde – Garzau – Garzin – Hohenstein – Klosterdorf – Strausberg – Spitzmühle – Wesendahl – Werneuchen – Börnicke – Bernau.

weitere Infos unter:
- Offizielle Webpräsenz: Jakobsweg Brandenburg
- Auf dem Brandenburger Jakobsweg (mit schickem Foto...)
gast - 13. Jul, 09:39

Schöne Satire, das mit dem Wunder

Frank Furt - 13. Jul, 11:43

Das war keine Satire, das ist wirklich passiert...

Pilgersebi (Gast) - 13. Jul, 12:23

Man sollte ergänzen das es sich um meinen ersten Dartpfeilwurf seit Jahren handelte. Der Durchmesser des Zielbereichs lag bei nachgemessenen 0,8 cm.

Man kann das als Satire abtuen, oder auch als Zufall. Die 3 Leute die diese Szene verfolgten jedoch, haben auch zuerst erstaunt gelacht. In einer ruhigen Minute danach, gerade unter den Umständen der Pilgerwanderung, kamen dann unwillkürlich von allen Seiten die Begriffe Wunder und Zeichen auf .
Der wahre Jakob (Gast) - 3. Aug, 10:03

CREDENCIAL

"Dieses Credencial bestätigt, dass Sie auf traditionelle Weise (zu Fuß, Rad oder Pferd) nach Santiago de Compostela unterwegs sind. Die Pilgerurkunde im Pilgerbüro der Kathedrale von Santiago de Compostela erhält, wer mindestens die letzten 100 km auf dem Camino zu Fuß oder 200 km per Rad zurückgelegt hat. Lassen Sie sich Ihren Pilgerweg durch Stempeleintrag mit Datum und Unterschrift von den Pfarrgemeinden oder Behörden vor Ort beglaubigen. Das Credencial weist Sie als Jakobspilger aus. Es gibt keine Rechte, sondern verpflichtet Sie, sich in Auftreten und Verhalten als Pilger zu erweisen. Es ermöglicht gegen geringes Entgelt oder angemessene Spende Unterkunft in den Refugios. Einzelpilger erhalten Vorrang vor Gruppen. Größere Radpilgergruppen sowie Pilger, die mit Begleitfahrzeug unterwegs sind oder Abschnitte mit Motorkraft überbrücken, sollten andere Quartiere aufsuchen. Zusätzlich zum Credencial sollten sie Ihr Empfehlungsschreiben mit sich führen.
Am besten lassen Sie sich den Aufbruch von daheim durch den ersten Stempeleintrag z.B. von der Heimatpfarre bestätigen.
Schneiden Sie sich ein Löschblatt in der Größe des Credencials zurecht und legen Sie es ein, damit die Stempeleinträge nicht verwischen.
Namens der Deutschen St. Jakobus-Gesellschaft e.V. wünsche ich Ihnen für Ihre Pilgerfahrt Gottes Segen und den Beistand von St. Jakobus."

Renate (Gast) - 9. Okt, 11:56

Keine Rechte - aber Pflichen

Das Verhalten eines Pilgers, was ist das?

Fuer mich war es besonders der Spruch: "Der Tourist verlangt, der Pilger dankt.", der mir auf dem Pilgerweg öfter einmal begegnete. So geh ich als "Indivi-Dualität" ja sonst nicht durch die Welt.

Mit dem Spruch "No pain, no glori" war ich dagegen weniger einverstanden. Gerade mit einer deutschen Mentalität kann das zur Selbstquälerei und kausalen Leistungsidee verkommen. So ist der Weg nun bestimmt nicht gemeint.

Sehr berührt hat mich , dass viele Pilger, die bereits "erfahrene Hasen" waren, wenn sie an einem anderen Pilger vorbeikamen stets gefragt haben: "Wie gehts Dir heute? Brauchst Du etwas?" und das Nötige auch gegeben haben. Selbst wenn man "stark und tapfer" gar nichts zu brauchen glaubte, erkannten sie ein Hilfebedürfnis.

Für mich ist z.B. an meinem 2. Pilgertag mitten in den Bergen vor San Juan de la Penja ein Pilger (Thomas aus Michigan) extra zurückgekommen und hat meinen Rucksach einige Kilometer getragen.
Später hinter Fromista ging Luis aus San Sebastian neben mir und pflegte abends meine Füße, die wirklich dort gerade sehr verletzt waren und danach wundersam schnell heilten, bevor er wieder verschwand . Danke Euch beiden.

Wie man sich auch selbst auf dem Wege verändert kann man nicht wirklich beschreiben, nur erfahren. Dankbarer, bescheidener und offener für die tätglichen Wunder werden ist eine Folge. Schließlich erkennt man wohl sogar die Wirklichkeit des Satzes von Goethe: "Alles Vergängliche ist nur ein Gleichnis."

Renate
Pelegrina

Frankfurt (Oder)

Hart an der Grenze

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