Mittwoch, 28. Mai 2008

Oder wie, oder was? Teil 3: Oder-Optik

Oder-Optik

Dienstag, 27. Mai 2008

Oder wie, oder was? Teil 2: Der Oderturm

Der-Oderturm

Montag, 26. Mai 2008

Oder wie, oder was? Teil 1: Der Oderspeicher

Der-Oderspeicher

Freitag, 23. Mai 2008

Der Weise mit der Strumpfhose

Die drei Weisen aus dem Morgenland

Huch, was hat denn dieser Mann da an? Wer sich mal den Altar der Marienkirche, der ja nun in der Getraudkirche aufgestellt ist, genauer anschaut, kann nicht nur die als Heilige Drei Könige betitelten Drei Weisen aus dem Morgenlande (Kaspar, David und Friedrich) sehen, sondern auch, dass einer der Drei (der Mittlere) Damenwäsche trägt. So könnte man jedenfalls denken.

Warum der Mann da so aufreizend sein Bein in die Kamera streckt, kann ich leider noch nicht erklären. Bin ja kein Mittelaltarexperte. Was wollte wohl der Künstler dem Betrachter damit sagen? Oder ist diese Fragestellung absolut aus der Mode?

Ein Gang in die Kirche lohnt auf jeden Fall, denn auch der Rest des Altars ist beeindruckend ausdrucksvoll. Wunderschön.

Mittwoch, 21. Mai 2008

Die Humboldt-Brüder an der Viadrina

"Kunth entschied, daß der ältere Bruder (Wilhelm) die Rechte und der jüngere (Alexander) Kameralistik studieren solle. Natürlich reiste er mit ihnen zur Universität nach Frankfurt an der Oder, begleitete sie in die Vorlesungen und überwachte ihre Fortschritte. Es war keine gute Hochschule. Wenn einer nichts könne und Doktor werden wolle, schrieb der Ältere an Henriette, soll er getrost kommen. Auch sei aus Gründen, die keiner kenne, meist ein großer Hund im Kollegium, kratze sich viel und mache Geräusche."

Quelle: Daniel Kehlmann: Die Vermessenheit der Welt, S. 26

Dienstag, 8. April 2008

Frankfurt für ein freies Tibet

Tibetflagge-am-Frankfurter-Rathaus

Montag, 10. März 2008

Haltestelle der Wehmutbrüder

Die Straßenbahn-Haltestelle am Topfmarkt scheint sich wohl zum sozialen Brennpunkt zu entwickeln. Innerhalb einer Woche sind mir dort Szenarien begegnet, die von beängstigender seelischer Kälte zeugen.

Am Montag- oder Dienstagabend (3./4.3.) steht ein Krankenwagen vor dem Wartehäuschen, zwei Sanitäter und ein paar Trinker darin. Einer der Sanitäter schlägt wütend auf einen vor ihm sitzenden Trinker ein, der noch dazu am Kopf blutet. Ich wechsele die Straßenseite und nähere mich dem Geschehen. „He!“ rufe ich. „So geht’s nicht!“ Wir kommen ins Gespräch. „Du bist mein Zeuge!“ grölt der Trinker. „Wegen dem müssen wir hier stehen und warten“, schimpft der Sanitäter, sein Kollege steht schweigend daneben. „In der Zeit können wir nicht ausrücken und Leuten helfen, die wirklich Hilfe brauchen!“ Der Krankensanka muss auf die Polizei warten, erst dann kann er zum nächsten Einsatz, wird mir erklärt. Ich sage dem Sanitäter, er solle das Prügeln fürderhin unterlassen und gehe heimwärts.

Am Sonntagabend (9.3.) passiere ich genau in dem Moment die Straßenbahn-Haltestelle, als drei Trinker, zwei davon mit Krücken, erfolglos versuchen, in die Tram einzusteigen: Der Fahrer lässt die Türen verschlossen, wieder einmal. Langsam fährt die Tram an. Der Mann mit der Krücke, der sich an die Bahn gelehnt hatte, kippt in Fahrtrichtung um und stürzt halb unter die Tram, welche zum Glück sofort stoppt. Der Fahrer steigt aus. „Der Mann kann schlecht hier liegen bleiben“, sage ich zu dem passiv herum stehenden Fahrer. „Die stinken“, meint der Fahrer wie zur Entschuldigung für seine Verschlusssache. Zusammen hieven wir den Wermutbruder auf den Bürgersteig. Passanten treten hinzu und bieten ihre Hilfe an. Der Krüppel blutet am Kopf. Jemand ruft Polizei und einen Krankenwagen, wobei ich hoffe, es handelt sich dabei nicht um dieselbe Besatzung wie oben...

Montag, 3. März 2008

Bernward Vesper, Dichter & Verleger

"Ich habe nicht darum gebeten, Europäer werden zu dürfen,
geboren als Deutscher im Jahre 1938 in einer Klinik in
Frankfurt an der Oder, als Kind von Mittelklasseeltern,
die einem vertrottelten Traum vom Tausendjährigen Reich
anhingen. Ich werde mir die Freiheit nehmen, die man mir
vorenthalten hat, ich werde mich verwandeln, bis ich alle
Stadien durchlaufen habe."

Die Person, die uns zornig und unzufrieden diese Worte entgegenschleudert, war kein bedeutender Schriftsteller, aber auch kein unbedeutender Autor. Er hat nur ein einziges Buch geschrieben, welches erst sechs Jahre nach seinem Tod veröffentlicht wurde und noch dazu vielen als unlesbar gilt. Kaum ein Mensch aus Frankfurt (Oder) wird den Namen des Autors kennen, keine Straße heißt nach ihm und nach seiner Geburt kam er auch nie mehr hierher zurück, obwohl er doch nur wenige Kilometer entfernt, in Westberlin, lebte.

Bernward Vesper (* 1. August 1938 in Frankfurt an der Oder, † 15. Mai 1971 in Hamburg) war der Sohn des Nazidichters Will Vesper und der erste Lebensgefährte der RAF-Terroristin Gudrun Ensslin, mit der auch einen gemeinsamen Sohn zeugte. Sein Leben und Schreiben und Sterben ist deswegen so interessant, weil sich soviel Exemplarisches zur deutschen Nachkriegsgeneration darin verdichtet.

Bernward wuchs im Westteil Deutschlands, auf dem Gut seiner Eltern in Triangel bei Gifhorn, auf. Lange Zeit stand er unter dem autoritären Einfluss seines rechtskonservativen Vaters, des Blut-und-Boden-Romantikers Will Vesper. Als der Vater längst tot war, versuchte Bernward gemeinsam mit seiner damaligen Lebensgefährtin und Verlobten Gudrun Ensslin das Gesamtwerk des Vaters herauszubringen. Erst nach und nach konnte er sich vom Vater und dessen Weltanschauung lösen und kippte gleichsam ins andere Extrem, den Linksextremismus, in Drogenräusche und die sogenannte freie Liebe. Der offenbare Antisemitismus blieb.

Nach der Geburt des gemeinsamen Sohnes, Felix, verließ Gudrun Ensslin den ausgeflippten Schwerenöter, nur um diesen durch einen anderen durchgeknallten Casanova zu ersetzen: Andreas Baader. Der hochintelligente Bernward Vesper, der immer davon träumte, schriftstellerisch in die Fußstampfen seines Vaters zu treten, verfasste in den Jahren 1969-71 sein einziges, als Romanessay bezeichnetes Werk: DIE REISE. Der Arbeitstitel wechselte mehrmals, das Buch sollte ursprünglich HASS, später TRIP und dann LOGBUCH heißen.

DIE REISE ist mehrdeutig angelegt und schildert verschiedene Ebenen. Da wäre zuerst die Lebensreise: Anekdoten, Reflektionen und Erinnerungsfetzen zur eigenen Vergangenheit. Dem gegenüber steht die innere Reise: Drogentrips unter Einfluss von Haschisch, LSD und andere Substanzen aus der Hausapotheke einer normalen Berliner Wohnkommune in den 1960ern. Darüber hinaus entstand diese Auto-Biografie quasi auf der Reise, Blatt für Blatt, Zettel für Zettel, Notiz für Notiz, denn der Autor führte zum Ende einen mobilen Lebenswandel.

Der Buchinhalt ist ganz Bewusstseinsstrom, Gegenwart und Vergangenheit durchmischen sich. Die Zukunft ist in nüchternen Prognosen und luziden LSD-Visionen ebenso vertreten. „Wir sollten uns nicht mit der Frage herumquälen, wie die Worte entstanden sind, sondern die Dinge – damit wir eines Tages ohne die Sprache auskommen können.“ (S. 218) Ab und an ist vermerkt, wann der Autor beim Schreiben unter welchem Stoff stand: Grüner Türke, Roter Libanese, Schwarzer Afghane, Mikro-Meskalin. Zum Ende hin stößt der Leser dann auf diese Zeilen: „Eine Tages langweilten mich die künstlichen Paradiese mit ihrer Schönheit. Als ich mich umsah, saß ich immer noch in meinem Pisspott.“ (S. 504)

Trotz seines wirren Handlungsverlaufs, der keiner ist, gilt DIE REISE als „das schlechthin gültige Buch über Bewusstsein und Entwicklung der deutschen Nachkriegsjugend“ (Der Spiegel). Timothy Leary, Albert Hofmann, Ulrike Meinhof, Langhans und Kunzelmann und Konsorten, alles, was seinerzeit Rang und Namen hatte, kommt - zumindest namentlich - darin vor. So heißt es im Prolog der Herausgeber, die aus dem Zettelkasten ein halbwegs lesbares Buch collagieren mussten: „Die Ähnlichkeit von Personen dieses Buches mit lebenden Personen beruht nicht auf Zufall, sondern wurde in etwa zweijährigem Arbeitsprozess hergestellt.“

Kurz nach Fertigstellung oder sollte man besser sagen: nach Abschluss des Romanfragments nahm sich Bernward Vesper, der mittlerweile in einer psychiatrischen Klinik lebte, mittels Schlaftabletten das Leben. Wenn man das lesenswerte Erinnerungsbuch VOR DER REISE von Henner Voss, seinem ehemaligen Mitbewohner in der Kreuzberger Cuvrystraße, richtig deutet, dann war das auch von Anfang an so geplant.

Vesper wurde mit seinen 32 Jahren beinahe so alt, wie der andere Frankfurter Dichter und Selbstmörder: Heinrich von Kleist (34).

Nun denn, lasst uns auf REISEN gehen! Ein wirklich wahnsinniges Buch!

Lesetipp:
  • Bernward Vesper: Die Reise. Romanessay, Ausgabe letzter Hand.
  • Henner Voss: Vor der Reise. Erinnerungen an Bernward Vesper.
  • Gerd Koenen: Vesper, Ensslin, Baader. Urszenen des deutschen Terrorismus.

Frankfurt (Oder)

Hart an der Grenze

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